Obwohl endlich auch von rechtlicher Seite ein drittes Geschlecht anerkannt wurde und inzwischen im Zuge des sexuellen Selbstbestimmungsgesetzes die Hürden herabgesetzt wurden, den Geschlechtseintrag dem inneren Erleben entsprechend ändern zu lassen, dominiert noch immer die binäre Idee von Geschlecht. Entweder Junge oder Mädchen, entweder Frau oder Mann. Für Kinder wie auch Erwachsene, die sich außerhalb dieses Dualismus bewegen, geht hiermit oftmals ein immenser Stress einher. Ein Stress der dadurch entsteht, dass die eigene Existenz nahezu täglich bewiesen werden muss, eine Bürde, die dadurch verstärkt wird, dass täglich Bildungsarbeit geleistet werden muss, um als die Person gesehen und anerkannt zu werden, die man ist.
In diesem Sinne setzten wir uns vergangenen Dienstag mit dem Thema Geschlechtsidentität auseinander und erträumten uns eine Welt, in der ein*e jede*r Geschlecht so ausdrücken könnte, wie sie*er es möchte und innerlich erlebt, ohne dabei das eigene Junge-, Mädchen-, Trans*- oder Nicht-Binär-Sein abgesprochen zu bekommen.
Und siehe da, auch wenn für viele Kinder die Frage nach der Geschlechtszugehörigkeit eindeutig und direkt auf der Hand liegt, zeigte doch auch so manch ein Kind große Erleichterung bei der Idee, in keine der Kategorien passen zu müssen. Was alle, ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität eint, ist der Wunsch, frei und konsequenzlos wählen zu können, was es anziehen, womit es spielen oder welche Dinge es am liebsten tun möchte. So sehr unser menschliches Gehirn auch zur Komplexitätsreduktion neigen mag, letztendlich müssen wir wohl doch den Weg zu mehr Komplexität wagen, um unseren Kindern wie auch allen Erwachsenen in ihrer Individualität begegnen zu können.
Ein Kind nahm den Spruch "dress for the moment" dann auch sehr ernst!